22.03.-31.10.2024
Grüne Oasen in der Stadt
Parks, Friedhöfe, Gärten und andere Grünflächen sind wichtige Lebensräume für viele verschiedene Tierarten, von der Ameise bis zum Grünspecht. Sie dienen als Schlafstätten, Futterplätze und Rückzugsorte. Zusammen bilden sie ein System aus kleinen und größeren Biotopen, das es Tieren ermöglicht, auch in Städten zu leben. Je dichter das Netz aus solchen Trittsteinen ist, desto artenreicher kann das Leben in einer Stadt sein.
Die Points of Insects stellen die Arbeit zahlreicher lokaler Akteure für mehr Biodiversität ins Rampenlicht: Von städtischen Ämtern über Firmen und Bildungseinrichtungen bis hin zu Bürgerinitiativen und Vereinen gibt es zahlreichte ermutigende Beispiele. Die Points of Insects wollen die Akteuere und solche, die es noch werden wollen miteinander ins Gespräch bringen, so dass sie sich gegenseitig motivieren und voneinander lernen können.
Wir freuen uns sehr über die Beteiligung unserer Kooperationspartner, die ihre insektenfreundlichen Grünflächen vorstellen:
Alnatura, bauverein AG, Bertolt-Brecht-Schule, Botanischer Garten der TU Darmstadt, BS Kulturstiftung, Büro für Nachhaltigkeit der TU Darmstadt, ENTEGA AG, Initiative Essbares Darmstadt e.V. (mit der Klause am Bahnhof), HEAG mobilo, Hofgut Oberfeld, Sonja und Ralf Uhrig, Zusammen in der Postsiedlung e.V.
Bei unserem Begleitprogramm sind außerdem beteiligt:
Darmbach e.V., Digitales Naturhistorisches Archiv Darmstadt (DiNArDa e.V.), Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), Naturschutzbund Darmstadt (NABU), Yoga Grün Darmstadt
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Parkpflege kann Vielfalt fördern
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In Parks trifft man sich zum Sport, zum Picknick oder zum Spaziergang. Sie sorgen für Kühlung, wenn sich Städte im Sommer aufheizen und stellen einen wichtigen Lebensraum für Tiere in der Stadt dar. Die Gestaltung und die Pflege haben einen großen Einfluss darauf, wie attraktiv ein Park für Tiere ist.
Große Bereiche werden kurz gemäht. Auf diesen Rasenflächen kann man dann gut sitzen, sie sind aber nur für wenige Tiere nutzbar. In Parks gibt es immer häufiger Blühwiesen anstelle von Rasen als zusätzliche Gestaltungselemente. Oft sind sie mit einem gemähten Streifen, dem Bankett oder „Akzeptanzstreifen“, zum Weg hin abgegrenzt. Dadurch wird kenntlich gemacht, dass es sich um eine pflegerische Maßnahme handelt.
In Parkanlagen müssen verschiedene Interessen berücksichtigt werden: Schattenspendende Bäume, Rasen, Naturbereiche und Zierbeete können nebeneinander Platz finden.
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Gärten bringen Natur in die Stadt
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In Wohngebieten gibt es sie in den unterschiedlichsten Ausführungen: Vom Nutz- oder Spielgarten hinter dem Haus über Vorgärten und Kleingartenanlagen bis hin zum grünen Balkon. Für Vögel und Säugetiere sind größere Gärten attraktiv. Aber auch kleine grüne Inseln sind wichtig: Insekten und andere kleine Tiere nutzen sie bei der Suche nach Futter und als Trittsteine, um innerhalb der Stadt zwischen möglichen Lebensräumen zu wandern. Damit sie die Strecke von einer zur anderen Grünfläche gut bewältigen können, brauchen sie viele dieser grünen Inseln, die nahe beieinander liegen.
Bei Gärten kommt es nicht unbedingt auf die Größe, sondern eher auf die Ausstattung an. Gerade Schottergärten sind ökologische Wüsten. Auch wöchentlich gemähte Rasen bieten Tieren keinen Lebensraum. Dagegen locken Gärten mit Kräuterrasen, Blühflächen, Obstbäumen und Ecken mit vertrockneten Pflanzen und Totholzhaufen Tiere unterschiedlicher Größe an.
Manchmal ist es nicht so einfach, seinen Garten wilder zu lassen, als es in der Nachbarschaft erwartet wird. Aber gerade das macht einen Garten zum attraktiven Lebensraum, da Tiere dort Schutz finden und überwintern können.
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Friedhöfe als Rückzugsgebiete in der Stadt
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Wir Menschen verbinden Friedhöfe mit dem Gedenken an den Tod. Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass es auf Friedhöfen auch sehr viel Leben geben kann. Die Bepflanzung auf den Gräbern selbst ist dabei oft nicht besonders attraktiv für Insekten, da dort auch immergrüne Pflanzen, Schnittblumen und Gestecke zum Einsatz kommen. Es gibt jedoch einen Trend zur naturnahen Grabpflege, der auch Insekten zugute kommt.
Es sind auch die Bäume und Sträucher auf dem Friedhofsgelände, die für größere Tiere wie Igel, Fledermäuse oder viele Vogelarten wertvolle Lebensräume in der Stadt bieten. Das gilt insbesondere für Friedhöfe mit altem Baumbestand, da Baumhöhlen gerne als Nist- und Überwinterungsplätze angenommen werden. Auch Mauern sind wichtige Strukturen, die von Eidechsen oder Wildbienen genutzt werden.
Wenn Kräuterrasen und Blühflächen zwischen Gräbern und auf Erweiterungsflächen wachsen und diese selten gemäht werden, fühlen sich kleinere Tiere dort wohl. Eine große Vielfalt an Insekten, Spinnen, Schnecken und Würmern sorgt dafür, dass Säugetiere und Vögel auf Friedhöfen reichlich Nahrung finden.
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Staudenbeete bieten attraktives Nahrungsangebot
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Staudenbeete mit mehrjährigen Pflanzen sind attraktive Gestaltungselemente in Parks, Gärten oder auf öffentlichen Plätzen in der Stadt. Sie sind nicht nur ein Hingucker, sondern eine wichtige Anlaufstelle für viele fliegende Insekten.Sie werden von der Blütenpracht angelockt und finden dort Nektar und Pollen. Oft summt und brummt es rund um diese Beete, die mit der richtigen Bepflanzung einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität in der Stadt leisten.
Zierpflanzen werden auf einen möglichst großen Schauwert hin gezüchtet. Sie haben oft spektakuläre Blüten mit sehr vielen Blütenblättern, enthalten aber nur wenig Pollen und Nektar. Ihre „gefüllten Blüten“ sind für hungrige Insekten wertlos. Diese verlieren sogar Energie, wenn sie von den auffälligen Blüten angelockt werden, dort aber keine Nahrung finden.
Staudenbeete sollten auch heimische Wildstauden enthalten, da zum Beispiel einige Wildbienenarten an bestimmte heimische Pflanzenarten angepasst sind. Solche Beete, die an zentralen Stellen angelegt sind, können zum Nachmachen anregen – insbesondere mit einer Beschriftung der verwendeten Pflanzen und einer Information über die Tiere, die davon profitieren.
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Strukturreiche Biodiversitätsflächen schaffen Vielfalt
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Tiere brauchen nicht nur Nahrung, sondern auch Versteckmöglichkeiten, Wasser und Nistmaterial. Das alles muss sich innerhalb des Bereiches befinden, der für sie mit vertretbarem Energieaufwand erreichbar ist. Fehlt eines dieser Elemente oder ist es zu weit entfernt, können Tiere in diesem Bereich nicht leben.
Flächen, auf denen Tiere Nahrung, Wasser, Verstecke und Nistmaterial finden, sind daher ökologisch besonders wertvoll. Das ist vor allem in Städten wichtig, da hier grüne Inseln oft weiter voneinander entfernt sind. Von diesen Biodiversitätsflächen aus können Tiere andere Grünflächen, die sich als Lebensraum eignen, erreichen und diese bestenfalls dauerhaft besiedeln.
Biodiversitätsflächen weisen viele Strukturen auf, die von Tieren genutzt werden: Wildblumenwiesen bieten Insekten Nahrung, Totholzhaufen dienen als Verstecke, in Senken kann sich Wasser sammeln. Vögel, Fledermäuse und Siebenschläfer nutzen Hohlräume in alten Bäumen zum Ausruhen und für ihren Nachwuchs. Manche Wildbienenarten bauen Nester in Sandböden. Andere nutzen morsches Holz oder abgestorbene Pflanzenstängel zur Eiablage.
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Blühwiesen und Kräuterrasen
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Wiesen sind vom Menschen geschaffene Lebensräume, die mit der Nutzung von Heu als Winterfutter entstanden sind. Werden sie nicht gemäht, siedeln sich bald Sträucher und Bäume an und verdrängen die Wiesenpflanzen. Um den Lebensraum Wiese zu erhalten, müssen Wiesenflächen gemäht und somit gepflegt werden.
Es ist aber nicht egal, wie gemäht wird, denn für Wiesenbewohner stellt das Mähen eine lebensbedrohliche Gefahr und eine schlagartige Veränderung ihrer Umwelt dar. Sie kommen besser damit zurecht, wenn weniger oft und nicht so tief über dem Boden gemäht wird. Die Wahl des Mähgerätes macht einen Unterschied, wie viele Tiere verletzt oder getötet werden. Die Häufigkeit des Mähens hat einen Einfluss darauf, welche Pflanzen auf einer Wiesenfläche wachsen und dadurch auch auf die Tiere, die dort Nahrung finden können.
Viele Insekten und andere Kleintiere sind an den Lebensraum Wiese angepasst: Hummeln und Schmetterlinge besuchen Blüten, um Nektar zu trinken und Pollen zu sammeln. Heuschrecken fressen an Gräsern und Wanzen saugen nährstoffreichen Pflanzensaft. Für Räuber wie Spinnen oder Laufkäfer sind Wiesen ergiebige Jagdgebiete.
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Begleitgrün schafft Verbindungen
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Wenn in unseren Städten die Grünstreifen entlang von Straßen nicht regelmäßig kurz gehalten werden, können sich dort Blühstreifen entwickeln. Im sogenannten Straßenbegleitgrün stellen sich dann Pflanzengesellschaften ein, die mit dem Fahrtwind, der erhöhten Temperatur und dem Schadstoffeintrag an Straßenrändern gut umgehen können. Häufig sind Pflanzen mit Flugsamen vertreten, die den Luftzug der Autos für ihre Verbreitung nutzen. Die Artenzusammensetzung dieser Blühstreifen ist oft von Neophyten geprägt, also Pflanzen, die erst in jüngerer Zeit bei uns heimisch geworden sind.
Manchmal werden diese Grünstreifen entlang von Straßen oder Gleisen mit speziellen Samenmischungen eingesät oder mit Zwiebelpflanzen bestückt. Diese grünen Verbindungswege werden von Insekten zur Nahrungssuche angeflogen und genutzt, um zwischen Grünflächen zu wandern.
Begleitgrün hilft dabei, städtische Grünbereiche zu vernetzen. Um die Sicht der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, wird an Straßen regelmäßig gemäht, idealerweise aber nur so oft wie nötig. Randstreifen werden kurz gehalten, während weiter von der Straße entfernte Bereiche höher wachsen können.
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Eh da-Flächen mit Potential
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Auf den ersten Blick sind sie unscheinbar, haben aber ein unglaubliches Potential für die biologische Vielfalt in Städten: Flächen, die einfach da sind, aber keiner speziellen Nutzung unterliegen. Diese sogenannten Eh da-Flächen (ja, die nennt man tatsächlich so...) werden oft übersehen und in ihrer Bedeutung als Lebensräume unterschätzt. Beispiele sind Baulücken, ungünstig geschnittene Baugrundstücke, für die sich kein Abnehmer findet oder Gelände, das zum Beispiel wegen Hochwasserschutz nicht bebaut werden darf.
Auf allen Flächen, die nicht versiegelt sind, wachsen schon nach kurzer Zeit Pflanzen, die an diese Bedingungen angepasst sind. Sobald eine Fläche begrünt ist, lockt sie auch Tiere an. Die kleinen und größeren Eh da-Flächen spielen als grüne Inseln eine wichtige Rolle bei der Vernetzung von Biotopen.
Es lohnt sich, diesen ungenutzten Flächen mehr Beachtung zu schenken. Teilweise können sie sich selbst überlassen werden, zum Teil können wir sie als Lebensraum aufwerten. Das kann vom Entfernen von Müll über ein Mahdkonzept bis hin zu einer Ausmagerung des Bodens oder dem Einbringen von Saatgut gehen.